Auto Laden

Ladedschungel – wie man darin nicht verloren geht.

Es gibt eine dunklere Seite der individuellen Elektromobilität – und die hat nichts mit Lithium, seltenen Erden oder Reifenabrieb zu tun. Nein, es geht vielmehr um die Bezahlmodalitäten von öffentlichen Ladestationen.

Generell gibt es drei Arten der Freischaltung von Ladestationen:

  • durch Code (Chipkarte oder durch das Auto selbst)
  • durch App
  • durch Direktzahlung (Kredit- oder Bankomatkarte)

In den ersten beiden Fällen ist es notwendig, mit einem Anbieter (einem Energieversorger oder einem auf Ladedienste spezialisierten Anbieter etc. – im folgenden „Ladestromprovider“ genannt) einen Vertrag abzuschliessen. In diesem Vertrag gibt man als Kunde normalerweise die Bankdaten für Kontoabbuchungen bekannt, der Ladestromprovider gibt die Modalitäten bekannt, zu denen der Ladestrom bezogen werden kann. Abgesehen von der Information, bei welchen Ladestationen der Vertrag gültig ist (zum Beispiel nur bei den des entsprechenden Energieversorgers) wird auch der Tarif bekannt gegeben. Die Tarife sind anhand von zwei Dimensionen gestaltet, nämlich der zeitlichen und er „leistungsorientierten“. Was heißt: entweder man zahlt pro Zeit oder nach abgegebenen Kilowattstunden. Auch Mischformen sind möglich.

In den Anfangszeiten der „Individualelektromobilität“, also vor ca fünf bis zehn Jahren, war das mit den Ladekarten eine eigene Geschichte: oft hatten diese nur lokale Gültigkeit (nur bei der Sparkasse Amstetten beispielsweise 🙃) und wollte man weiter reisen, setzte das eine minutiöse Planung voraus: so musste man sich beispielsweise für jedes zu durchquerende Land eine oder mehrere Ladekarten besorgen – was oft schon aus sprachlichen Gründen nicht einfach war.

Heute ist es viel besser, da so gut wie alle Ladestromprovider Roaming anbieten. Roaming funktioniert hier eigentlich wie im Mobilfunk – man hat Zugang zu den Ladestationen anderer Anbieter – und oftmals wird dadurch schon fast ganz Europa abgedeckt. So weit so gut – aber die Sache hat einen Haken: die Ladetarife der verschiedenen Ladestromprovider sind oft sehr unterschiedlich. So sind Preisunterschiede vom doppelten und sogar dreifachen an ein und derselben Ladestation möglich. Den genauen Preis findet man auf der Website des jeweiligen Anbieters – wenn da nicht Sätze stehen wie: „Die Ladetarife bei unseren Roamingpartnern können von unseren eigenen Tarifen abweichen“. Als Kunde hat man dann erst Gewissheit, wenn man die Rechnung in Händen hält.

Es gibt Abhilfe in Form von Apps, die Preise vergleichen können um den besten Ladetarif zu wählen (die meisten Elektroautofahrer haben natürlich mehrere Karten und Apps mehrerer Ladestromprovider – ich persönlich stehe vorsichtig geschätzt bei acht). Ein Beispiel dazu ist Chargeprice. Aber selbst die Apps sind maximal eine gute Krücke, denn die hinterlegten Preise sind händisch gepflegt und nicht notwendigerweise vollständig. Es funktioniert aber größtenteils gut, nach Bekanntgabe des Automodells (um aus den verschiedenen Zeit- und Leistungstarife die für den Wagen anhand von Akkugrösse und Ladegeschwindigkeit richtige Reihung der Tarife vornehmen zu können) findet man schnell den günstigsten Tarif.

Alles in allem ist es aber immer noch eine Sache, mit der man sich beschäftigen muss, und für Leute die einfach nur fahren wollen und sich nicht in Gebührenmodelle vertiefen wollen alles andere als benutzerfreundlich. Böse Überraschungen sind nicht auszuschliessen – wenn es schnell gehen muss, kann es schon mal passieren, dass man die „falsche“ Ladekarte an die Ladesäule hält und dann auch mal das doppelte zahlt. Aber langfristig ist zu erwarten, dass sich die Situation verbessert – denn sollen die Elektroautos tatsächlich eines Tages die „fahrenden Ölheizungen“ ablösen, ist das unumgänglich!

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